In den Gassen von Rangun In den Gassen von Rangun
Zukunft

In den Gassen von Rangun

Es ist nicht einfach nur Kunst, es ist der Wunsch, die Stadt noch lebenswerter zu machen.

Wo einst die Ratten ihr Unwesen trieben und Menschen ihren Müll abluden, dort zeigt Rangung, die Hauptstadt Myanmars, heute ein freundliches Gesicht des Wandels – in den alten, vergessenen Seitengassen, abseits des bunten Treibens auf den Hauptstraßen, leuchten neue Farben, Kinder spielen hier, das Leben ist zurück.

Doh Eain heißt die Initiative, die es möglich macht. Die Initiative restauriert alte Kolonialbauten, errichtet Spielplätze im öffentlichen Raum und sie kümmert sich darum, dass der schnelle Wandel in dieser Stadt auch im Positiven bei den Bewohner*innen ankommt. Die Methode: alten Strukturen zu neuen Nutzungswegen verhelfen.

Das südostasiatische Myanmar befindet sich einer Phase der Transformation. Seitdem das Land im Jahre 2010 die politische Isolation verlassen hat, setzen auf vielen Ebenen Transformationsprozesse ein. An kaum einem anderen Ort zeigt sich das so deutlich wie in der Hauptstadt Rangun. Seit dem späten 19. Jahrhundert war Myanmar eine britische Kolonie. Im Stadtbild Rangungs zeugen bis heute die schachbrettartigen Straßen und viele Häuser im viktorianischen Stil davon. Seitdem sich vor neun Jahren die Militärjunta in einer Reformregierung gewandelt hat, stehen Investoren aus aller Herren Länder Tür und Tor geöffnet.

Wolkenkrazer schießen in die Höhe, Luxusapartments werden gebaut, alte Stadtviertel verändern sich grundlegend und dennoch versprüht die Stadt mit ihren beinah schimmligen Kolonialbauten den Charme vergangener Tage. Doch der groß angelegte Strukturwandel kommt den Einwohner*innen nicht ausschließlich zugute: traditionelle Werkstätten, zum Beispiel, die das Bild der alten Viertel prägen, müssen bisweilen neuen Plänen weichen. Um dem entgegenzusteuern, setzt Doh Eain an anderen Stellen an.

Die Initiative bringt Bunte Bemalung, Street Art und Pflanzen in die Seitengassen, sie wandeln sich vom kloakenartigen Dunkel zu einem hellen, einladenden Ort. Doh Eain heißt übersetzt “unser Zuhause”, das soziale Unternehmen will mit seinen Restaurationsprojekten der Gemeinschaft und den Ranguner Nachbarschaften den teilweise vernachlässigten öffentlichen Raum zurückgeben, neue Möglichkeiten eröffnen.

2014 fing alles an. Die Ranguner Stadtregierung fing an, die Seitengassen aufzuräumen, als Doh Eain Gründerin Emiliy Röell die Gelegenheit sah, der Regierung unter die Arme zu greifen und die Seitengassen auf Dauer zu einem lebenswerteren Ort zu machen. 2016 gestaltete Doh Eain die erste Gasse um, heute sind bereits acht, zwei weitere sind in Arbeit. Das Team um Röell finanziert die Arbeit unter anderem über Crowdfundings. 60.000$ fließen in die Gassenprojekte.

Doch bei den Seitengassen hört Doh Eains Arbeit nicht auf. Das Unternehmen hilft bei der Restauration alter Kolonialbauten, Spielplätze werden eingerichtet und vieles mehr. Wenn man so will, versucht das Unternehmen, dem Wandel in Rangun ein menschliches und nachhaltiges Gesicht zu geben, so, dass die Bewohner*innen im besten Fall von der Transformation der Stadt durch bessere Lebensqualität profitieren können.

Fotos: Daniel Alexander Roca